Beikost

Die erste Mahlzeit

Beikostfahrplan, vegane Beikost

Welches Gemüse gebe ich zum Beikoststart?

Wenn man Beikost oder Beikoststart googelt, bekommt man ein Haufen Bilder von Beikostplänen mit den passenden Zutaten – besonders gerne von großen Firmen gesponsert. Die Pläne sind sich alle relativ ähnlich und orientieren sich an den Empfehlungen des Bundesamtes für Ernährung.

Am Anfang kommt ein Gemüsebrei – erstmal eine Sorte. Nach ein paar Tagen Kartoffeln dazu, wieder ein paar Tage verstreichen lassen, dann auch Fleisch. Wenn es den schön brav isst, dann mal ne neue Sorte Gemüse testen und wagemutige versuchen sich dann schon am nächsten Brei, diesmal ein Getreidebrei. Ihr merkt schon, ein Fan dieses Fahrplans bin ich nicht.

Muss ich nach Plan füttern?

Nichts gegen den Plan, an dem haben viele studierte Menschen getüftelt und er hat mit Sicherheit seine Daseinsberechtigung. Es gibt bestimmt auch viele Familien für die der Plan richtig hilfreich ist. Aber es gibt auch genausoviele, die der Plan verunsichert. Nämlich dann, wenn das Baby den Plan nicht gelesen hat. Oder wenn der Plan einfach nicht zum Leben passt. Dadurch, dass eben alle Beikostfahrpläne so gleich aussehen hat man schnell das Gefühl, das ist die einzig richtige Methode.
Und das ist eben nicht wahr.

Es gibt nicht den einen Weg

Es ist wie immer im Leben – tausend Wege führen nach Rom zum Essen am Familientisch. Nur weil es empfohlen wird, oder es die meisten Familien so machen, muss es noch lange nicht das Richtige sein.
Gucken wir uns doch um in der Welt:

Avocado, Fisch, Keksbrei und Artischocken

Fast kein anderes Land auf der Welt empfiehlt als erstes Karotte zu geben. Hier ist es immer noch der Standardbrei zum Start.
Warum?
Einerseits ist sie praktisch das ganze Jahr über erhältlich und wächst in unseren Breitengraden.
Außerdem hat sie einen leicht süßlichen Geschmack, was die Bereitschaft den Karottenbrei zu essen, erhöht.
Die ‘besten’ Nahrungsmittel zum Start sind also nicht nur langjährig erforschte, sondern eben auch soziokulturelle Lebensmittel – in anderen Ländern würden sie uns den Vogel zeigen, wenn wir eben nicht als erstes den gedünsteten Fisch oder die Avocado in die Schüssel legen.

Die richtigen Lebensmittel

Okay okay, andere Länder andere Sitten, habe ich verstanden, aber womit soll ich denn nun starten?
Tja, das kann ich dir nicht sagen. Aber ich kann dich vielleicht bei der Entscheidung unterstützen:

  • Die Karotte ist in den neuesten Empfehlungen nicht mehr an vorderster Front, denn sie kann durchaus zu Verdauungsproblemen führen.
  • Pastinake, Süßkartoffel und Kürbis sind ebenfalls sehr süß und in der Regel besser verträglich.
  • Was isst du gerne? Was hast du viel in Schwangerschaft und Stillzeit gegessen? Diesen Geschmack kennt dein Baby schon und wird ihn wahrscheinlich gut annehmen
  • Welches Gemüse hat gerade Saison? Kommt es aus der Region?
    Je schneller das Gemüse vom Feld auf eurem Teller landet, desto mehr Vitamine enthält es.
  • Was kochst du dir heute? Kannst du davon etwas abzwacken und ggf. pürieren? Macht weniger Arbeit!
Beikoststart, vegane Beikost

Gläschen vs. selber kochen

Was soll das saisonale Gequatsche, im Regal stehen doch alle Gecshmacksrichtunngen die ich mir vorstellen kann! Gläschen auf, ab in die Mikrowelle und gut ist! Hab ich auch keine Arbeit mit! Sicher und getestet sind die auch!
Jaaa, die Gläschen. Überall strahlen uns die kleinen süßen Wonneproppen entgegen, die gerade ihr standardisiertes Fertigmahl vertilgt haben und nun satt und zufrieden(und voller Nährstoffe) wieder die Welt entdecken gehen.
Nichts gegen Gläschen – sie sind unglaublich praktisch, schnell, billig und keimfrei. Und genau damit sind wir schon beim Problem: Sie sind schnell, billig und keimfrei.
Schnell: Deckel ab, Mikrowelle zu, ab in den Mund. Ich kann völlig verstehen, dass du im Babyalltag weder Zeit noch Nerven hast, jeden Tag Brei zu kochen. Ich hatte das nicht. Ich habe stattdessen Baby Led Weaning gemacht, aber dazu im nächsten Artikel mehr.
Brei lässt sich aber hervorragend vorkochen. Ein Stückchen Brokkoli kochen für einen Brei macht eh keinen Sinn, dann lieber den ganzen, pürieren und ab in den Tiefkühler damit – z.B. im Eiswürfelportionierer, schon kannst du nach Bedarf auftauen und warm machen.
Oder du nimmst einfach etwas von deinem Gemüse bevor du es würzt.
Billig: Billig sind Gläschen eigentlich nur auf den ersten Blick, denn viel ist ja nicht drin und du kriegst n ganzes Bund Karotten für den Preis von zwei Gläschen
Keimfrei: Oh ja, das sind sie. Keine einzige falsche Bakterie. Das Gemüse wird in den Gläschen so totgekocht, dass keine Vitamine mehr vorhanden sind und deswegen werden den Gläschen danach wieder Vitamine zugesetzt. Verrückt, oder? Es gibt auch immer wieder Studien die aufzeigen, dass dieses völlig leblose Essen auch nicht gesund ist für den Darm. Es gibt ja durchaus gute Bakterien, die wichtig sind für unsere Darmflora.

Und dann reden wir mal noch über den Geschmack – ganz ehrlich: Hast du mal so ein Gläschen probiert?!?! Ich möchte das nicht essen. Und deswegen möchte ich das auch nicht meinem Kind zumuten. Zudem wird das Kind so an den ‘Industriegeschmack’ schon von klein auf gewöhnt. Wir wollen ja eigentlich alle, dass unsere Kinder frisches, knackiges Gemüse und Obst zu schätzen wissen. So gewöhnen wir sie nur an den monoten Einheitsbrei von hochverarbeiteten Lebensmitteln.

Ich möchte damit nicht sagen, dass du keine Gläschen geben sollst – ich hatte auch immer eins im Schrank für den Hungernotfall – ich möchte nur, dass du dir über den Gläschenkonsum Gedanken machst und eine überlegte Entscheidung triffst

Beikost richtig einführen

Also:

  • es gibt nicht das richtige Gemüse. Testet euch durch
  • Es muss auch gar nicht Gemüse sein – Hups, das haben wir ja noch gar nicht angesprochen. Gemüse wird in der Regel empfohlen, weil es gut verdaulich ist und viele Nährstoffe enthält. Du willst lieber mit ner Birne oder Banane starten? Go for it!
  • Du musst auch nicht stur bei einer Gemüsesorte bleiben. Heute das, morgen jenes – geht absolut. Wenn dein Kind aber sehr empfindlich reagieren sollte wechsel nicht so häufig. Damit du besser herausfinden kannst auf was es reagiert.
  • Wenn dein Baby nicht essen möchte: Zwing es nicht! Finde heraus, ob es an dieser Gemüsesorte liegt, oder einfach noch nicht bereit für Beikost ist
  • Nichts überstürzen: Ich weiß, es ist furchtbar aufregend und du freust dich und möchtest deinem Kind all die leckeren Dinge zeigen. Das kommt schon noch! Lass ihm Zeit! Es macht mehr Spaß, wenn es sein eigenes Tempo bestimmen darf

Du brauchst doch ein paar Tipps für den Start? Dann guck dir den nächsten Artikel an

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